Hütten




Es ist interessant, daß ich im bauen von Hütten immer schon ein heilender Quell erlebte. Noch als Kind im Wald war ich so vertieft, daß ich ganz zum Quell wurde beim bauen. Es war ein tiefer Traum wirklicher als die Wirklichkeit.
Auch später noch träumte ich vom Hüttenbauen, etwas weniger tief vielleicht, aber immer noch heilend. In meinen Psychosen konnte ich mich wieder erden, beim planen einer Hütte, die ich einmal bauen wollte.

Ja selbst beim Aufräumen der Räume, in denen ich über die Jahre lebte, sproß eine ordnende Kraft. Eine Kraft die mich jeweils wieder auf mein Zentrum richtete. Wie frisch fühlt sich die Luft doch an nach dem Staubsaugen! Es ist nicht nur die Klarheit der Luft, sondern auch die Klarheit, die aus der Tat des Ordnens wuchs. Sonnenstrahlen fallen viel durch die Fenster ein, doch nicht immer ist die innere Durchsichtigkeit da sie auch zu spüren. Nicht immer stehen die inneren Fenster und äußeren offen, wenn die Sonne scheint.
Das waren die Jahre als ich noch nichts davon hörte, daß das Hüttenbauen etwas ist, das im Geistigen Land auf der anderen Seite des Lebens, ebenfalls zentral ist. Menschen, die die Gabe haben hinüberzuschauen schon während dem Leben, berichten vom Hüttenbau als geistigem Akt. Sie betonen die Ernsthaftigkeit, die dahinter steht, daß alle Kinder Hütten bauen. Sie wissen, daß sie letztendlich im anderen Land, ihre Hütte erstellen müssen, wollen sie Fuß fassen im Land der Sonne. Sie wissen, daß diese Hütten die Gabe beherbergen beide Länder wieder zu vereinen. Das Dis und Jenseits.

Ich mußte mein halbes Leben durchleben, bis ich das erste Mal begriff, daß ich neben meiner Wohnung mit Bett und Küche auch noch eine Wohnung habe in der Zeit. Gerade meine vielen Psychosen brachten mich dahin, zu lernen, daß auch die Zeit aufgeräumt werden will. Die Ereignisse an ihren richtigen Ort gestellt, wirkend ebenso klärend wie das Staubsaugen jede Woche. Ich fing an jeden Morgen zur selben Zeit aufzustehen, und staunte über die Kraft, die daraus floß. Die Hunde schätzten es auch, ging es zur regelmäßigen Stunde in den Wald. Am Abend bestellte ich anderes als am Morgen. Auch die Woche wurde geordnet durch einen Kursabend an der Computerschule, durch das Einkaufen samstags, durch die Kübelmänner die immer mittwochs kamen. Selbst der Jahreslauf bekam wieder mehr Gestalt, seit mein Erdenhaus nun auch noch einen kleinen schönen Garte umgibt. Tulpen lieben es im Frühjahr die Kälte zu durchbrechen, Bäume haben es lieber, wenn man ihre Haare im Winter schneidet.
Langsam begann sich eine art Gestalt einer mir noch ganz unbekannten Hütte abzuzeichnen. Die Gestalt meiner Hütte der Zeit. Obwohl sie durchsichtig ist, begann ich sie zu sehen. Es ist ein Sehen unter die Oberfläche der Dinge, ein Sehen in das Wesenhafte. Die Hütten der Zeit haben mit unseren Erdenhäuser viel gemeinsam. Schnell geraten sie in Unordnung, wenn man sie nicht stets aufräumt und pflegt.
Da tauchten plötzlich noch andere Gestalten auf von Hütten, die ich bisher nie sah mit meinen Augen. Meine Hütte der Freundschaft zeigte mir ihre Giebel. Sie besteht aus einem weiten Wald von vielen Millionen von Menschen, denen ich nur an Postschaltern, im Zug oder beim Einkauf begegnete. Darin ein großer Garten, von vielen Bekanntschaften, die etwas tiefer gingen, bis schließlich einige wenige Säulen dieses Haus im großen Garten tragen, von den Menschen, die mir sehr nahe stehen. Auch diese Hütte möchte ab und zu einen Staubsauger sehen, einer der die einstmals lieben Gedanken, die sich zur Verächtlichkeit welkten, wieder aus den Winkeln räumt.
Das was mir bei all diesen Hütten auffällt, ist, die Kraft die sie mir abverlangen, damit sie nicht verkommen.
Und nun weiß ich, daß diese Kraft wachsen muß, bis ich dereinst in die Hütte von ihr sehen darf. Diese Hütte der Kraft, unterscheidet sich von den anderen sieben Erdenhütten darin, daß sie ohne meine Pflege keinen Augenblick überdauert. Sie ist mein Augenblick.

Erst wenn ich gelernt habe meine sieben Erdenhütten in Ordnung zu halten, werde ich das erste mal den Raum betreten der Hütte der Kraft. Es ist eine Kraft die immer ist, ohne Raum und Zeit. Die Ewigkeit dieser letzten Hütte kann nur gesehen werden durch unsere Erdenhäuser hindurch. Ihre Zeitlosigkeit kann sich dehnen aus Augenblicken hinaus in eine tiefe Unendlichkeit. Mit den sieben Augen meiner Erdenhütte werde ich sie einst betreten, so wie ich damals als Kind im Wald ganz zu der Hütte wurde, die ich gerade baute.

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